Bauberichte

P47 Folieren

Opfer: die gute alte Parkzone P47

Status: Operation gelungen, Patient gestorben

Das Projekt

Eigentlich handelte es sich hier eher um ein Experiment als um ein Projekt und dieses ist, jetzt wo ich diesen Bericht schreibe, bereits abgeschlossen. Wenn es in die Hose gegangen wäre, hätte ich es so einfach verschweigen können.

Die Hauptfigur in diesem Projekt (ein Bild aus früheren Tagen)
Die Hauptfigur in diesem Projekt (ein Bild aus früheren Tagen)

Im Mittelpunkt des Experiments steht die gute alte Parkzone P47. Sie war der erste Motorflieger in meinem Hangar und hat über die Jahre so einiges mitgemacht. Unzählige Überschläge, mehrere Aussenlandungen und ein Highspeed Aircombat Crash, haben deutliche Spuren hinterlassen. So waren beide Tragflächen und sogar der Rumpf schon einmal komplett durchgebrochen, doch mit viel Leim und Liebe, konnte die Thunderbolt immer wieder flugtüchtig gemacht werden.
Bei der letzten Landung blieb, wieder einmal, das Lenkgestänge im hohen Gras hängen und riss das halbe Querruder ab. Ich wertete dies als Zeichen dafür, dass es nun endgültig Zeit war Abschied zu nehmen. Wenigstens sollte sie noch ein paar Teile für die Ersatzteilkiste spenden, also hängte ich den lädierten Vogel erstmal in die Garage.

Neuer Look mit Selbsklebefolie

Seit ich mit meiner Viper fliege, lese ich regelmässig das Impeller-Forum auf rc-network.de. Dort stiess ich auf den Baubericht von einem gewissen Peter, welcher seine Schaum-Viper mit Selbstklebefolie in ein wahres Kunstwerk verwandelte. Sowas wollte ich auch. Also Peter, alles was jetzt kommt geht auf Deine Kappe.
Viele Modellbauer haben ja überhaupt kein Verständnis dafür, dass man seine wertvolle Bastelzeit mit dem Aufmotzen einer Schaumwaffel vergeudet, aber ich finde das super. Viel Bastelspass für wenig Geld! Meine Viper wollte ich für den ersten Versuch allerdings nicht opfern, also entschied ich kurzerhand, die Ausserdienststellung der P-47 erneut aufzuschieben und sie stattdessen einer Vollrestaurierung zu unterziehen.
Die von Peter empfohlene DC-Fix Folie gibt es auch bei uns in der Schweiz zu einem akzeptablen Preis in jedem Baumarkt. Da ich noch keine genaue Vorstellung hatte wie das neue Design aussehen sollte, kaufte ich einfach mal ein paar Rollen in verschiedenen Farben und machte mich ans Werk.

Restauration

Vor dem Folieren musste aber zuerst die strukturelle Integrität der in die Jahre gekommen Flugzeughülle wieder hergestellt werden. Dazu habe ich das Modell erstmal in seine Einzelteile zerlegt. Das waren in diesem Fall genau 2, nämlich der Rumpf und die Tragfläche. Anschliessend wurden sämtliche Klebstreifen, welche das Modell zusammenhielten, entfernt. Nun konnte ich damit beginnen, die zahlreichen Löcher und Risse zu stopfen. Für die grösseren Löcher verwendete ich Depron, welches ich grob zuschnitt und nach dem Verkleben mit Uhu Por in Form schliff. Unter anderem habe ich auch die zerhackte Flügelvorderkannte weggeschnitten und mit einem Streifen 6mm Depron wieder aufgebaut. Die kleineren Dellen und sämtliche Panellines füllte ich mit Moltofil Modellier Spachtel. Nachdem dieser gut durchgetrocknet war, wurde alles mit 150er Schleifpapier glatt geschliffen.

Finish

In der Zwischenzeit hatte ich mich auch entschieden wie die P47 aussehen sollte. Es sollte ein einfaches 2-farbiges Design werden, zu welchem mich Ripslinger aus dem Animationsfilm Planes inspirierte. Entgegen Murphys Gesetz hatte ich die beiden nötigen Farben sogar schon eingekauft.

[Quelle:http://disneyplanes.wikia.com]
[Quelle:http://disneyplanes.wikia.com]

Wie die Folie am besten verarbeitet wird, beschreibt Peter in seinem Baubericht, sogar mit einem kleinen Video. Nachdem ihr meinen Bericht fertiggelesen habt, könnt ihr euch seinen hier ansehen.

Unverzichtbar ist ein Heissluftföhn oder Haartrockner. Durch die Hitze wird die Folie weich und lässt sich besser an Rundungen anpassen. Dummerweise mag die Schaumwaffel unter der Folie die Hitze gar nicht und beginnt schnell einmal aufzuquellen. Ich kann bei meinem Heissluftföhn die Temparatur einstellen und fand bei 70Grad den goldenen Mittelweg, wo die Folie schon weich wird der Schaum noch nicht. 

Ich begann mit dem Seitenleitwerk. Dazu schnitt ich ein Stück Folie mit etwas Überstand zurecht. Nach wenigen Minuten war mein erstes Bauteil fertig beklebt, allerdings sah man ihm auch an, dass es der Prototyp war. Die Verarbeitung, besonders oben an der Ruderspitze, war noch nicht ganz auf dem gewünschten Level. Es folgten das Höhenleitwerk und die Tragfläche. Die Qualität wurde mit jedem Arbeitsschritt besser, Übung macht halt doch den Meister. Die runden Randbögen wollten mir aber immer noch nicht richtig gelingen. Die Ruderspalten habe ich, wie man auf den Bildern sieht, mit einer passenden Farbe lackiert um mir das Gefummel in den vielen kleinen Ecken zu ersparen. 

Der tonnenförmige Rumpf war dann nochmal eine ganz andere Nummer. Hier gab es keine einzige ebene Fläche, alles war rund und das meistens gleich in zwei Richtungen. Zudem erschien mir die Silberfolie auch etwas störrischer als die grüne. Wer jetzt sagt "das probiert man doch vorher aus", der bedenke, dass es sich hier um ein Eperiment handelt. Ich bin demzufolge am ausprobieren.

Irgendwann war dann aber auch der Rumpf fertig, sogar mit ein paar, dem Alter entsprechenden, Falten.

Sieht sie nicht glänzend aus?
Sieht sie nicht glänzend aus?

Die hochglänzende Silberfolie war mir dann aber doch etwas zu extrem, also habe ich sie mit einem grauen Scotch Schleifvlies vorsichtig überschliffen und so entspiegelt. Wenn man dabei sauber in eine Richtung schleift, erhält man eine richtig echt aussehende Metallic Oberfläche.

Als Tüpfchen auf dem i, folgten am Schluss noch ein paar Schriftzüge aus meinem brandneuen Schneideplotter. Die sehen cool aus und lenken von den Falten ab.

Fazit

Der Umgang mit der Folie war nicht ganz so einfach wie ich es aufgrund der Berichte und Bilder im Forum erwartet hatte. Besonders die Rundungen, und von denen gibt es an der Thunderbolt sehr viele, bereiteten mir doch einige Schwierigkeiten. Die Silberfolie war zum Anfangen wohl auch nicht die beste Wahl, denn diese ist durch die Metallicbeschichtung deutlich weniger flexibel als ihre weniger glänzenden Artgenossen, dies erschwerte die Anpassung an den Runden Rumpf erheblich. Rückblickend hätte es sich wohl angeboten diese Folie in Form von einzelnen "Panelen" aufzubringen.

Der abgenutzte Zustand des Modells trug auch noch seinen Teil bei. Die Kanten der Leitwerke waren durch die zahlreichen Dellen ziemlich weich, wodurch es praktisch unmöglich war die Folie stramm um die Biegung zu ziehen, da half auch der Heissluftföhn nicht mehr. Bei der Tragfläche habe ich die Randbögen gleich komplett weggeschnitten, da war nichts mehr zu retten.

Aber wie gesagt, es war ein Experiment und ich bezeichne dieses mit einigen Abstrichen als geglückt. Die P47 fliegt wieder und macht mit dem auffälligen Design gar keine schlechte Figur. Die Unschönheiten sieht man wie immer erst aus der Nähe und das ist ja auch bei vielen anderen Modellen nicht anders. 

Ach ja, nochwas. Die Gewichtszunahme durch Spachtel und Folie beträgt etwa 150gr. Das ist etwas mehr als ich erwartet hatte, es entspricht aber in etwa dem Gewicht des elektrischen Einziehfahrweks welches ja inzwischen nicht mehr verbaut ist. Das Abfluggewicht bleibt also im grünen Bereich.

Fataler Erstflug

Einer alten Tradition folgend, sollte auch dieses Jahr die P-47 die Flugsaison eröffnen. Diese Ehre hatte sie sich mit ihren gutmütigen Flugeigenschaften und ihren mehrfach bewiesene Nehmerqualitäten redlich verdient. So machten wir uns ein einem der ersten sonnigen Tage des Jahres auf den Weg zur Flugwiese. Das neue Outfit der Thunderbolt strahlte mit der Sonne um die Wette. Der Pre-Flight Check zeigte, dass alle Servos wieder richtig verkabelt waren und alle Ruder funktionierten. Alle Systeme waren Ready for Take-off. Per Handstart wurde der Flieger seinem Element übergeben.

Was dann folgte war eine kleine Modellflug-Lehrstunde. Das Thema heute: Schwerpunkt! Dieser sollte nicht nur bei neuen Flugzeugen geprüft werden, sondern auch nach Umbauten jeglicher Art. Diese einfache Weisheit hatte ich leichtsinnig übergangen. Bei der P-47 hatte sich der SP durch das zusätzliche Gewicht von Spachtel und Folie deutlich nach hinten verschoben. So weit nach hinten, dass das Modell in der Luft nicht mehr kontrollierbar war. Selbst mit voll durchgedrücktem Tiefenruder war kein sauberer Horizontalflug möglich. Der Flieger zog immer weiter in die Höhe, bis er irgendwann seitlich wegkippte und kurz darauf frontal in der Wiese einschlug.

 

 

Der letzte Crash
Der letzte Crash

Sicher hätte der Schaden auf diesmal wieder repariert werden können, aber ich entschied mich, dies nicht mehr zu tun. Tschüss Thunderbolt, danke für die all die tollen Flüge!

 

Erstellt: 09.Jan.2016 - Letztes Update: 07.Mai 2016